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Fitz Roy
Vom Ende der Welt sind wir nach Puerto Natales gefahren, einer weiteren Turistadt hier in Patagonien. Entweder leben die Leute hier auf ihren Estanzias von Rind- oder Schafzucht,oder sie leben von Turisten, aber sonst zieht hier niemand in den Sueden Patagoniens.
Aber von Puerto Natales aus kann man in den Torres del Paine Nationalpark kommen und der ist faszinierend. Sowohl das Wetter, als auch die Natur sind so, wie ich mir Patagonien vorher vorgestellt habe. Beim Wetter hat man alle vier Jahreszeiten zur selben Zeit.
Der Himmel ist nie ganz bewoelkt aber auch nie ganz blau, es scheint immer irgendwo die Sonne, zurgleich regnet oder schneit es aber auch. Und staendig Wind.Wir haben dort eine fuenftaegige Wanderung gemacht und haten mit dem Wetter echt Glueck, es hat zwar oft geregnet, aber nie mehr, als durch den Wind auch wieder getrocknet ist, so dass man nicht so richtig nass wurde. Eigentlich wollte ich ich die ganze Runde in 9 Tagen machen, aber es lag noch zuviel Schnee, so das ein Pass gespaert war. Aber das schoenste am Park habe ich auch so mehroder weniger gesehen.
Am ersten Tag sind wir zu einem riesigen Gletscher gewandert. Vor dem Gletscher schwamen auf dem See lauter kleine Eisberge, die vom Gletscher abgebrochen waren. Am zweiten und dritten Tag sind wir dann zu und um die "Cuernos" (Hoerner) gewandert, riesige Granitfelsen, die wie Hoerner in den Himmel ragen.
Am 4 und 5 Tag wollten wir dann zu den Torres, die dem Park den Namen geben. Am 4 Tag haben wir in der Naehe der Torres gecampt und sind dann morgens um 4 Uhr aufgestanden, um den Sonnenaufgang an den Torres zu sehen. Dafuer mussten wir zuerst im dunklen durch verschneite Tannenwaelder, wobei bei uns allen Weihnachtsstimmung aufkam, und dann noch eine ganzes Stueck den Berg hoch. Leider waren die Torres von Wolken verdeckt, so dass wir nur ihre Umrisse sehen konnten. Man muss schon wirklich Glueck haben, um sie zu sehen, weil es oft sehr wolkig ist.
Die Natur war von der Schoenheit her auf jeden Fall vergleichbar mit meinen Touren in Peru, nur dass diese hier wesentlich unanstrengender war, weil sie insgesamt nicht so hoch war und auch nicht so grosse Hoehenunterschiede zu ueberwinden waren. Und es war im Vergleich auch richtig komfortabel, es gab auf allen Zeltplaetzen richtige Toiletten und manchmal sogar Refugios mit heissen Duschen und Bier. Eine Nacht im Refugio haette aber 50 Dollar gekostet, weshalb wir lieber gezeltet haben.
Wir das waren Philipp, zwei Schwaben und ein Ami, den wir in Puerto Natales getroffen haben Mit ihm war es sehr lustig, weil wir die ganze Zeit Vorurteile, die die Amis ueber uns und wir ueber die Amis haben, ausgetauscht haben. Angeblich ist David Hasselhof ein grosser Star bei uns und wir halten Steffi Graf fuer eine der huebschesten Frauen :-)
Interessant war, dass die Leute, die nur ein paar Killos schleppen musten und abends im Refugio geschlafen haben, die beste Ausruestung hatten und wir Unsel vom Campingplatz, die es haetten gebrauchen koennen eher "normal" gekleidet waren. Und dann haben uns diese Luxusturisten mit ihren kleinen Rucksaecken noch nicht mal Platz gemacht auf den Wegen, so dass wir mit unseren grossen Rucksaecken ins Gebuesch ausweichen mussten. So ist das in der Zwei-Klassen-Gesellschaft.
Vom Puerto Natales sind wir dann nach El Calafate gefahren, also wieder zurueck ins "billige" Argentinien. Dort haben wir eine Tour zum Gletscher Perito Moreno gemacht. Der ist sehr beeindrucken. Die Front ist 60 Meter hoch und es brechen staendig riesige Brocken heraus und stuerzen unter riesigem Laerm ins Wasser, was meterhohe Fluwellen ausloest. Das zu sehen, war eines der Dinge, die auf meiner Liste der "in diesem Leben noch zu erledigen Dinge" ganz weit oben stand, und es ist auch wirklich extrem beeindruckend.
Der Gletscher ist eine der groessten Sehenswuerdigkeiten Argentiniens, ist aber jetzt im Fruejahr noch nicht so ueberlaufen wie im Sommer. Wie alles hier jetzt zu Beginn der Saison zum Glueck noch annehmbar leer ist.
Vielleicht sollte ich euch das im dunklen Deutschland jetzt nicht schreiben, aber hier, so weit im Sueden, wird es erst so gegen 10 Uhr richtig dunkel und auch morgens in aller Fruehe wieder hell.
Von El Calafate haben wir dann noch einen Abstecher nach El Chalten gemacht und wollten zu zwei Bergen wandern, haben es aber nur zum Fitz Roy geschafft, einem bei Bergsteigern beruehmten Berg. Heute wollten wir noch zum Cerro Torre, aber wir waren zu schlapp und haben uns nur zu einem Wasserfall geschleppt. Irgendwie merke ich die 6 Monate langsam auch koerperlich, der staendige Wechsel zwischen hoch und tief, kalt und warm, dann schlaeft man in den Hostels meist nicht so super und isst auch nicht immer so geregelt und dann die stundenlangen Busfahrten. Nachdem ich mich in Peru von den 12 Tagen recht schnell erholt hatte, merke ich hier die 5 Tage im Torres del Paine immer noch.
Aber ich will mich nicht beklagen, diese ganze Reise ist immer noch das Beste, was ich je gemacht habe; hier moechte ich mal meinen Eltern danken, dass sie mich sowohl moralisch als auch finanziell hierbei unterstuetzen und ale moeglichen Dinge fuer mich daheim erledigen.
Jetzt bin ich gerade wieder in El Calafate. Von hier wollen wir nach Bariloche. Die eine Moeglichkeit waere fleigen gewesen, was aber recht teuer ist. Daher haben wir und zu der 42 stuendigen Busfahrt entschieden (immerhin fast durchgehend geteerte Strassen). Wir sind gestern (Sonntag) um 18 Uhr in El Chalten losgefahren und sind dann am Mittwoch um 12 Uhr mittags in Bariloche. Zur Zeit haben wir hier 5 Stunden Aufenthalt und haengen im Internetcafe ab.
Wenn ich dann in Bariloche ausgeschalfen habe, werde ich mal einige Fotos von meiner Wanderung und dem Gletscher hochladen, hier habe ich leider kein USB.

Saludos,
                Sebastian
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